Willkommen in der 13! Der Wilden 13, wie die Wilhelmsburger ihren berüchtigten Bus und die Lebensader des Stadtteils in der Elbe getauft haben. Auf dem Rücken der Wilden 13 reisen die Wilhelmsburger Filmemacher durch ihren von fiebriger Vorabendstimmung geprägten Stadtteil. Das Gentrifizierungskarussel hat gerade begonnen sich zu drehen, stadtplanerische Visionen werden gebaute Wirklichkeit, die Großereignisse Internationale Bauausstellung und Internationale Gartenschau 2013 werfen ihre Schatten voraus. Die Zeiten ändern sich, Freiräume verschwinden, neue Architekturen sorgen für neue Bewohner, aber alte Konlikte bleiben. Ein Stadtteil wandelt sich. Der Film ist der Versuch einer Beschreibung.
Jeder Bus bewegt sich ja durch Raum und Zeit und trägt deshalb schon von sich aus ein filmisches Moment in sich. Und die 13 hat dazu noch den Vorteil, dass man in ihr den Wandel Wilhelmsburgs bestens beobachten kann, weil dort so verschiedene Menschen aufeinander treffen. Marco Antonio Reyes Loredo
Der Bus dient als ideales Brennglas, um die Chancen und Konflikte der Elbinsel auf engstem Raum wahrzunehmen und Hamburgs größten Stadtteil immer wieder von Norden nach Süden zu durchpflügen. Ab und zu wird ausgestiegen, mit verschiedenen 13-Fahrgästen mitgelaufen und in ihren sehr verschiedenen Wilhelmsburger Welten gefilmt - mal schwimmend im industrieromantischen Hafenbecken, dann Karten spielend in türkischen Eckkneipen oder Kaffee trinkend in der rentnerischen Fachwerksiedlung. Ist das gerade das Ende oder der Anfang von irgendwas? Wird die Wilde 13 bald zur Zahmen 13? Wo ist das Ziel, wo wird Wilhelmsburg landen? Nur der Bus weiß, wo es langgeht.
Trotz allem Lokalpatriotismus war das Ziel, einen universell verständlichen Film zu gestalten. Es geht hier nicht um eine Wilhelmsburg-Hommage für Eingeweihte, sondern beispielhaft um sich wandelnde Stadtteile, multinationales Leben, das Aufeinandertreffen von Arm, Reich, Jung und Alt sowie um Bushintensitzer und Fensterplatzliebhaber. Und das ist für die Oma in Dresden-Neustadt genauso relevant wie für die Studentin in Marseille.
Die Filmemacher
Seit 2007 leben die Filmemacher auf der Elbinsel und seit 2011 arbeiten sie hier mit ihrer Produktionsfirma Hirn und Wanst. Mit den Konspirativen KüchenKonzerten erobern sie für zdf.kultur zeitgenössischer Kunst und aktueller Musik einen Platz im Fernsehen. Dafür wurden sie 2010 und 2012 bereits für den Grimme-Preis nominiert und als Ort im Land der Ideen 2012 ausgezeichnet. Die Kulturanthropologin Kerstin Schaefer schrieb bereits ihre Magisterarbeit über die legendäre Metrobuslinie 13 und brachte sie 2012 als Buch heraus. Paul Spengemann studiert an der Hochschule für bildende Künste Hamburg in der Klasse von Andreas Slominski und setzte als Kameramann die visuellen Akzente des Filmes. Zusammen mit Kerstin führte er bei der Wilden 13 Regie. Marco Antonio Reyes Loredo erarbeitete mit Kerstin Schaefer die Filminhalte, organisierte die Drehs und produzierte das Werk. Ton und Musik kommen von Jakob Spengemann und die Bildmontage stammt von Cutter Jonathan Miske, der auch schon die KüchenKonzerte tranchierte.
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Wilhelmsburg, Stadtportrait, Hamburg, Öffentlicher Raum, Verkehr, Gentrification