Ein Gemeindebau der 1920er und 1930er Jahre ist nie nur ein Gebäude oder eine Unterkunft: Er verkörpert gebaute Ideologie ebenso wie konkrete Utopie. Die Auswirkungen dieser Zeitgeist-Manifestationen auf ihre BewohnerInnen haben sich im Lauf der Jahre naturgemäß verändert. Welche Zugehörigkeiten finden sich heute? Soho in Ottakring lädt zu einer Führung durch den Sandleitenhof, den größten Gemeindebau Wiens, und den angrenzenden Kongresspark. Im Anschluss folgt ein Werkzeug-Gespräch im ehem. Elektropathologischen Museum mit Kulturwissenschafter Florian Bettel und Grätzelbewohner Bojan Matusic – Livemusik von Der Machatschek inklusive.
Utopien der Moderne bilden den Ausgangspunkt einer filmischen Forschungsreise durch die gebaute Landschaft Moskaus. Dom Novogo Byta thematisiert das Scheitern einer gesellschaftlichen Utopie am Verfall des legendären Narkomfin-Gebäudes, entworfen 1927 von Moisei Ginzburg, und widmet sich dem Kampf seiner BewohnerInnen gegen Immobilienspekulation und Verdrängung als Sinnbild des heutigen post-kommunistischen Russlands.
Angesichts des andauernden Wohnungsmangels in Kuba wurden 1971 Laienbau-Brigaden, die Microbrigadas ins Leben gerufen, um Wohnblöcke im Selbstbau zu errichten. Der Film folgt in knappen Fragmenten der wechselhaften und widersprüchlichen Geschichte dieser Bau-Brigaden. Architekturaufnahmen, Archivmaterial und Interviews verbinden sich zu einer experimentellen Collage über dieses Phänomen einer revolutionären Moderne.
urbanize! 2013 eröffnet einen filmischen Diskursabend rund um Utopien der Moderne. Ausgangspunkt der Nachforschungen zum historischen Rahmen dieser gesellschaftlichen Utopien, ihrem Scheitern und ihren grundsätzlichen Potenzialen für heutige Fragen des Bauens, Wohnens und Lebens bilden zwei aktuelle Filme. Gezeigt werden Dom Novogo Byta der StadtforscherInnen und FilmemacherInnen Lorenzo Tripodi und Manuela Conti von Ogino Knauss am Schauplatz Moskau, und Microbrigades der ArchitektInnen, KünstlerInnen und FilmemacherInnen Florian Zeyfang, Lisa Schmidt-Colinet und Alexander Schmoeger in Kuba. Im Anschluss an die Filme Gespräch und Diskussion mit den FilmemacherInnen über ihr Filmschaffen, Stadt-Utopien und heutige Verhältnisse.